News Release

Baumkulturen als Schlüssel für Nachhaltigkeitsziele

Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen ruft Politik zu mehr Handeln auf

Peer-Reviewed Publication

University of Göttingen

Kakaoplantage des Projekts "Eco-Cacao"

image: Kakaoplantage des Projekts „Ökologische Intensivierung und Multifunktionalität von genetisch diversen Kakao-Agroforstsystemen in peruanischen Landschaften (Eco-Cacao)“. Baumkulturen wie diese bieten wichtige Einkommensquellen für Einheimische und können – mit nachhaltigen Strategien – die Artenvielfalt schützen. view more 

Credit: Blanca Ivañez-Ballesteros

Baumkulturen – zum Beispiel Äpfel, Kirschen, Oliven, Nüsse, Kaffee und Kakao – bedecken weltweit mehr als 183 Millionen Hektar, werden aber in der Agrarpolitik weitgehend übersehen. Dabei spielen sie eine entscheidende Rolle für die UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen betont, dass diese Kulturen nicht nur für die Ernährung der Welt und für die Weltwirtschaft unverzichtbar sind, sondern auch ein immenses Potenzial für den Schutz der biologischen Vielfalt und des Klimas bergen sowie die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen weltweit verbessern. Die Ergebnisse wurden in einem Perspectives-Artikel in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht.

 

Das Forschungsteam fordert die Politik dazu auf, gezielte Programme zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft mit Baumkulturen zu entwickeln. Die Agrarpolitik konzentriert sich in der Regel auf einjährige Kulturen wie Weizen, Sonnenblumen oder Reis, deren Lebenszyklus viel kürzer ist. Zwar sind nachhaltige Strategien bei diesen Systemen auch wichtig, doch ihr ökologischer Nutzen ist wegen der einfachen Vegetation und der kurzen Erntezyklen oft begrenzt. Baumkulturen hingegen stabilisieren mit ihren Wurzeln den Boden, verringern Treibhausgase und bieten stabile Lebensräume, die bei nachhaltiger Bewirtschaftung die biologische Vielfalt fördern können. Außerdem erfordern sie in der Regel mehr Handarbeit, was besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen wichtige Arbeitsplätze bietet.

 

„Die Anbauflächen für Baumkulturen überschneiden sich mit vielen artenreichen Gebieten, was sie zu einem Schlüssel für die Erhaltung von Biodiversität macht. Es sind jedoch lokale Maßnahmen nötig, die an die unterschiedlichen Gegebenheiten angepasst sind. Wir fordern maßgeschneiderte Strategien und weitere Forschung, um eine nachhaltige Bewirtschaftung von Baumkulturen zu gewährleisten“, erklärt Dr. Elena Velado-Alonso von der Abteilung Funktionale Agrobiodiversität und Agrarökologie der Universität Göttingen.

 

„Wir verpassen sonst die Chance, Baumkulturen zu nutzen, um einige der größten ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen“, ergänzt Erstautor Dr. Carlos Martínez-Núñez von der Biologischen Station Doñana. „Richtig bewirtschaftet können diese Systeme die Biodiversität schützen, den Klimawandel bremsen, Armut lindern und jährlich etwa 1.000 Millionen Tonnen Lebensmittel liefern.“

 

„Dieser Aufruf zum Handeln ist ein wichtiger Schritt, um die Rolle der Landwirtschaft für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft neu zu denken“, fügt Velado-Alonso hinzu.

 

OriginalveröffentlichungCarlos Martinez-Nuñez et al. Tailored policies for perennial woody crops are crucial to advance Sustainable Development. Nature Sustainability (2024). DOI: 10.1038/s41893-024-01483-8

 

Kontakt (Anfragen bevorzugt auf Englisch):

Dr. Elena Velado-Alonso

Georg-August-Universität Göttingen

Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Funktionelle Agrobiodiveristät & Agrarökologie

Grisebachstraße 6

37077 Göttingen

Telefon: 039-23734

E-Mail: elena.veladoalonso@uni-goettingen.de   

Internet: www.uni-goettingen.de/de/683286.html

 


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