News Release

Soziale Medien bieten Raum für digitales Weltbürgertum

Was sind das für Personen, die auf Social Media für Toleranz, Menschenrechte und gegen Autoritarismus posten?

Peer-Reviewed Publication

Johannes Gutenberg Universitaet Mainz

image: Dr. Roman Lietz of Mainz University (left) and Dr. Fergal Lenehan of the University of Jena at a ReDICo conference in the summer of 2022 view more 

Credit: photo/©: Julia Baur / JGU

Soziale Medien wie Facebook oder Twitter haben in letzter Zeit häufig für negative Schlagzeilen gesorgt. Dabei geraten positive Aspekte, die mit den digitalen Plattformen verbunden sind, schnell aus dem Blick. Vor diesem Hintergrund hat eine neue Studie das soziale Online-Engagement von bewusst ausgewählten Nutzerinnen und Nutzern des Kurznachrichtendienstes Twitter untersucht. Die Autoren Dr. Roman Lietz von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und Dr. Fergal Lenehan von der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellen fest, dass sozial engagierte Twitter-Nutzer trotz unterschiedlicher Biografien überraschende Gemeinsamkeiten aufweisen. "Diese digitalen Weltbürgerinnen und Weltbürger vertreten ähnliche Werte und werden von ähnlichen Motivationen und Perspektiven auf die Gesellschaft geleitet", sagt Dr. Roman Lietz vom Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der JGU.

"Digital Cosmopolitanism" bisher erst wenig erforscht

Es gibt kaum eine Mitteilung über die sozialen Medien, die nicht etwas Kritisches zum Ausdruck bringt. Seit Donald Trump Twitter auf eine bisher noch nicht gekannte Weise instrumentalisiert hat und auch angesichts der Radikalisierung und Vernetzung rechtsextremer Terroristen über die sozialen Medien verdient das rechtspopulistische, agitatorische Potenzial von Facebook, Twitter, Telegram und Co eine besondere Aufmerksamkeit. Aber nur selten schauen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die andere Seite an: Die sozialen Medien als Ort für die Verbreitung von Werten der Solidarität und Verständigung.

In ihrer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie "Tweeting the World a Better Place" untersuchen Lietz und Lenehan dieses digitale Weltbürgertum. Sie schauen auf die Beweggründe, Biografien und Charaktereigenschaften, die zehn verschiedene Menschen in ganz Europa dazu bewegen, sich auf Twitter etwa für Menschenrechte, Toleranz und gegen Autoritarismus zu positionieren. Im Fokus der qualitativen Untersuchung stehen nicht die großen Accounts von professionellen Influencerinnen und Influencern, sondern Menschen, wie man sie aus dem Alltag kennt.

Parallelen zwischen herkömmlichen Ehrenämtern und sozialem Twitter-Engagement erkennbar

Die Studie stellt fest, dass diese Menschen, ungeachtet ihres Alters, Wohnorts und auch spezifischer Interessen wie beispielsweise für den Klimaschutz, gegen Antisemitismus oder für LGBT-Rechte überraschende Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Werte, Motivationen und Perspektiven auf die Gesellschaft und der gesellschaftlichen Entwicklungen haben. Auch Parallelen zwischen herkömmlichen Ehrenämtern und dem kosmopolitischen Twitter sind deutlich erkennbar. "Wir sehen darin eine Form des digitalen bürgerschaftlichen Engagements", beschreibt Lietz die Ergebnisse. Abschließend geht die Studie darauf ein, wie diese Form des Engagements und Einsatzes für "die Welt als Ganzes" in einer manchmal rauen Umgebung der sozialen Medien bewerkstelligt werden kann.

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Persona Studies veröffentlicht und erfolgte im Rahmen des Forschungsprojekts "Researching Digital Interculturality Co-operatively" (ReDICo).

 

Weiterführende Links:


Disclaimer: AAAS and EurekAlert! are not responsible for the accuracy of news releases posted to EurekAlert! by contributing institutions or for the use of any information through the EurekAlert system.