FRANKFURT. Frauen sind in der Physik noch immer in der Minderheit, in Deutschland sind nur rund 13% der Professor*innen weiblich und auch in anderen westlichen Ländern sieht es nicht viel besser aus. Die Gründe hierfür sind vielfältig, einer davon ist sicherlich das Fehlen von entsprechenden Netzwerken und Vorbildern. Diesen eine Bühne zu geben und die Arbeit von Physikerinnen weltweit sichtbar zu machen, war das Ziel der heute zu Ende gehenden Konferenz „WOW Physics! – Women in the World of Physics!“. Die internationale Veranstaltung fand zum ersten Mal und online an der Goethe-Universität statt. Nach Eröffnungsworten von Bettina Stark-Watzinger und Angela Dorn betonte Präsident Enrico Schleiff, wie wichtig ein derartiges Format sei: „Die unglaublich hohe Zahl von Teilnehmenden zeigt die enorme Bedeutung und den herausragenden Beitrag von Wissenschaftlerinnen in der Physik, in allen Naturwissenschaften! Sie gibt uns einen Eindruck davon, wie wichtig solche Veranstaltungen und Fördermaßnahmen sind, und wie bedeutend solche Netzwerke sein können, insbesondere in diesem Fach.“
Mit solch einer beeindruckenden Anmeldezahl – insgesamt waren es mehr als 950 Kolleginnen und Interessierte von allen Kontinenten – hatten auch die Organisator*innen nicht gerechnet: „Wir sind völlig überwältigt von dem Zuspruch und der Begeisterung, die uns von den Teilnehmenden entgegengebracht wurde“, sagt Laura Sagunski, Professorin am Institut für Theoretische Physik und Initiatorin von „WOW Physics!“. Sie und ihr Team konnten eine ganze Reihe namhafter Wissenschaftlerinnen aus allen Teilgebieten der Physik für Vorträge gewinnen. So präsentierten etwa Laura H. Greene, die zu den Beraterinnen des US-amerikanischen Präsidenten zählt, und Melissa Franklin, die an der Entdeckung des schwersten bekannten Elementarteilchens beteiligt war, ihre Forschung. Da sich auch zahlreiche Studierende und sogar Schüler*innen zu der dreitägigen Konferenz angemeldet hatten, galt hier immer der Anspruch, die Inhalte möglichst allgemeinverständlich darzustellen.
Aber auch nichtwissenschaftliche Themen fanden einen Raum: So berichtete etwa Dorothée Weber-Bruls von ihrem Weg zur Patentanwältin, den sie noch während ihrer Promotion in Physik antrat, mit Zwischenstopps beim Fernsehen und in der Unternehmensberatung. Als Präsidentin des Physikalischen Vereins, die erste in dessen fast 200-jähriger Geschichte, liegt ihr das Thema Bildung im Bereich der Physik besonders am Herzen: „Es geht mir darum, Interesse zu wecken und Talent zu fördern.“ Außerdem fand eine Gesprächsrunde über die Wege verschiedener Frauen in der Wissenschaft statt, bei der neben Herausforderungen auf verschiedenen Karrierestufen auch praktische Tipps diskutiert wurden. Die Sitzung wurde von Jessica Wade moderiert, die vor allem für ihre Wikipedia-Beiträge über Wissenschaftler*innen aus unterrepräsentierten Gruppen bekannt ist - ein Engagement, für das sie kürzlich mit der renommierten British-Empire-Medaille ausgezeichnet wurde. So können die Teilnehmenden nicht nur mit neuem Wissen im Gepäck, sondern auch einer großen Portion Ermutigung den virtuellen Weg nach Hause und vielleicht auch in eine Zukunft in der Physik antreten.