Einmal jährlich zeichnet das Frobenius-Institut exzellente ethnologische Dissertationen im deutschsprachigen Raum mit dem Frobenius-Forschungsförderungspreis aus. In diesem Jahr ging der mit 3000 Euro dotierte Preis an Valerie Nur für ihre Promotionsschrift „Handwerkliche Arbeit als soziale Praxis. Eine ethnologische Studie über die handwerklichen Praktiken der endogamen Handwerkergruppe der inadan Tuareg des Aïr in Niger“. Die Arbeit wurde von Professor Gerd Spittler betreut und bei der Bayreuth International Graduate School of African Studies im Fach Ethnologie eingereicht. Sie beruht auf einer Feldstudie, in deren Verlauf Valerie Nur insgesamt zwanzig Monate an verschiedenen Orten im Aïr-Gebirge sowie in der Hauptstadt Niamey (Niger) bei den bislang in der Forschung wenig berücksichtigten Inadan (Tuareg) verbracht hat.
Gemeinsam mit den Inadan hat Valerie Nur über die handwerkliche Arbeit reflektiert und während ihrer Feldstudie intensive eigene Erfahrung mit der handwerklichen Praxis machen können. Sie beschreibt in ihrer Arbeit das alltägliche Handwerk der Männer und Frauen, wie etwa Lederarbeiten, den Schaffungsprozess selbst, die Herstellung und Umformung der Werkzeuge und die immer wieder stattfindenden Veränderungen im Hinblick auf die Ausübung des Handwerkes. Überdies erläutert Valerie Nur, wie sehr diese Arbeit in das tägliche Familienleben der mobilen Inadan integriert ist, die mit dem Handwerk aufwachsen und über Hunderte von Kilometern verwandtschaftlich miteinander verbundenen sind. Da den fertigen Produkten neben dem Marktwert auch ein ideeller Wert zukommt, ist das Handwerk über diese familiären Verbindungen hinaus von spezieller Bedeutung für die sozialen Beziehungen der Inadan.
Mit ihrer Studie hat Valerie Nur auch einen Beitrag zur Migrationsforschung geleistet, sind die mobilen Handwerker doch auch Arbeitsmigranten, die überall arbeiten und ihre Fähigkeiten erweitern können. Die Dissertation von Valerie Nur hat die Kommission durch die zugrundeliegende intensive und selbstreflexive ethnographische Forschung überzeugt sowie durch die sprachlich hervorragende Präsentation der Ergebnisse.