Diese Pressemitteilung ist verfügbar auf Englisch.
Leipzig. Der neue Sonderforschungsbereich Transregio 172 Arktische Klimaveränderungen" unter der Federführung des Meteorologen Prof. Dr. Manfred Wendisch von der Universität Leipzig wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den kommenden vier Jahren gefördert. Nach einer erfolgreichen ersten Phase könnten sich bis zu zwei weitere Vierjahres-Förderphasen anschließen. Im Januar 2016 nimmt der Forschungsverbund, zu dem neben der Universität Leipzig auch die Universitäten in Bremen und Köln sowie das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig gehören, seine Arbeit auf. Erstmals wird nun in Deutschland systematisch und im großen Maßstab zu diesem Thema geforscht.
Ziel des Forschungsverbundes ist es, die Klimaentwicklung in dieser Region mit verschiedenen Methoden und über längere Zeiträume zu beobachten, um die Verlässlichkeit von Modellen zur Vorhersage der beobachteten Erwärmung in der Arktis weiterentwickeln zu können. Die Ursachen dieser überdurchschnittlichen Erwärmung beruhen auf vielfältigen Faktoren, die das Klima in der Arktis beeinflussen, die aber bisher noch nicht vollständig bekannt sind. Die Förderung unseres Sonderforschungsbereiches ist für uns ein Meilenstein. Wir bekommen dadurch finanzielle Mittel, um ein sehr komplexes Forschungsthema relativ langfristig bearbeiten zu können", sagt Wendisch. Er ist Sprecher dieses SFB, der aus insgesamt 21 Teilprojekten besteht. Vizesprecher des Projektes sind Prof. Susanne Crewell von der Universität zu Köln sowie Prof. Justus Notholt von der Universität Bremen.
In den vergangenen 25 Jahren sei ein bemerkenswerter Anstieg der bodennahen Lufttemperatur in der Arktis beobachtet worden, der die globale Erwärmung um das Zwei- bis Dreifache übersteigt. Dieses Phänomen, das als arktische Verstärkung bezeichnet wird, führe zu dramatischen Veränderungen einer Vielzahl von Klimaparametern, so Wendisch. Beispielsweise wurde von Satelliten aus beobachtet, dass sich das arktische Meereis im Sommer stark zurückgezogen hat. In den vergangenen 25 Jahren hat die Eisfläche des arktischen Meeres um mehr als die Hälfte abgenommen. Es könnte sein, dass dort in 40 bis 50 Jahren jeweils im Sommer gar kein Meereis mehr vorhanden ist", erklärt Wendisch die in der Arktis besonders drastischen Auswirkungen des Klimawandels.
Allerdings könnten Klimamodelle diesen Rückgang noch nicht korrekt abbilden. Daher ist es zwingend erforderlich, den Ursprung dieser Unstimmigkeiten zu identifizieren", umreißt der Meteorologe eines der wesentlichen Ziele des Forschungsverbundes. Um die Genauigkeit dieser Vorhersagen zu verbessern, sollen nun künftig im Rahmen des Transregio TR 172 die vorhandenen wissenschaftlichen Fachkenntnisse und Kompetenzen dreier deutscher Universitäten und zweier nichtuniversitärer Forschungsinstitute zusammengefasst werden. Beobachtungen von Messinstrumenten auf Satelliten, Flugzeugen, luftgetragenen Ballonplattformen, Forschungsschiffen und die Ergebnisse ausgewählter bodengebundener Messstationen werden in bestimmte Forschungskampagnen integriert und mit Langzeitmessungen kombiniert.
In der ersten Phase der Forschungen wird der Fokus auf atmosphärischen und Bodenprozessen liegen, da die schnell vorrangehenden Veränderungen im arktischen Klima vermuten lassen, dass wichtige atmosphärische Einflüsse an diesen Mechanismen beteiligt sind. In der zweiten und dritten Phase sollen dann vor allem die Wechselwirkungen zwischen ozeanischen und atmosphärischen Komponenten der arktischen Verstärkung sowie die damit verbundenen globalen Aspekte genauer untersucht werden. Dazu wollen die Wissenschaftler unter anderem das Forschungsschiff Polarstern" des Alfred-Wegener-Instituts einfrieren und so 14 Monate lang durch den Arktischen Ozean driften lassen. Das ist auch für diesen Forschungseisbrecher, der bisher bei fast 100 Expeditionen im Einsatz war, eine Premiere.
TROPOS leitet die für den SFB zentrale zweimonatige Expedition der Polarstern im Sommer 2017 und ist auch an der über einjährigen Eisdrift 2019/20 der Polarstern beteiligt. Dort wird der Einfluss von Aerosolen und Wolken auf die Energiebilanz an der Meereisoberfläche mit dem weltweit umfangreichsten Paket von physikalischen und chemischen Messinstrumenten und Modellen erfasst. Wir sehen es als eine große Chance und Herausforderung, mit der Expertise des TROPOS zur Erklärung des massiven Meereisschwundes in der Arktis beizutragen", sagt Prof. Andreas Macke, Direktor des TROPOS. Wir sind mit dem nahezu kompletten Spektrum unserer Instrumente und Modelle beteiligt und tragen über die Förderung des SFB hinaus einen erheblichen Eigenanteil bei".
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Weitere Informationen:
Prof. Dr. Manfred Wendisch Sprecher, Institut für Meteorologie der Universität Leipzig Tel.: +49 (0)341-97-328501 http://www.uni-leipzig.de/~meteo/de/wendisch/index.php
Prof. Dr. Susanne Crewell Vize-Sprecherin, Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln Tel.: +49 (0)221 470-5286 http://www.geomet.uni-koeln.de/das-institut/ag-crewell/mitarbeiter/crewell/
Prof. Dr. Justus Notholt Vize-Sprecher, Institut für Umweltphysik der Universität Bremen Tel.: +49 (0)421-218-62190 http://www.iup.uni-bremen.de/deu/forschung/fernerkundung/index.html
Prof. Dr. Andreas Macke Direktor, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) Tel. +49-341-2717-7060 http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/andreas-macke/
sowie
Susann Huster, Pressestelle der Universität Leipzig Tel. +49-341-97-35022 https://www.zv.uni-leipzig.de/service/presse/team.html
oder Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit Tel. +49-341-2717-7189 http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/