News Release

150 Millionen Jahre alter Piranha-ähnlicher Fisch ist ältester fleischreißender Knochenfisch

Peer-Reviewed Publication

Cell Press

Newly Identified Piranha-Like Fish from the Jurassic

image: This image shows a new piranha-like fish from Jurassic seas with sharp, pointed teeth that probably fed on the fins of other fishes. From the time of dinosaurs and from the same deposits that contained Archaeopteryx, scientists recovered both this flesh-tearing fish and its scarred prey. view more 

Credit: M. Ebert and T. Nohl

Forscher veröffentlichen in Current Biology am 18. Oktober die Beschreibung einer bemerkenswerten neuen Fischart,die im Oberen Jura, zur Zeit der Dinosaurier, vor rund 150 Millionen Jahren die Meere bewohnte. Die neue Knochenfischart besaß Zähne wie ein Piranha, die sie nach Meinung der Forscher nutzten, wie es auch die heutigen Piranhas tun: um Fleischstücke aus anderen Fischen herauszubeißen.

Als weiteres Indiz für diese Ansicht, fanden die Forscher auch die Opfer der Piranha-ähnlichen Fische in denselben Kalksteinablagerungen Süddeutschlands (im Steinbruch von Ettling, Solnhofener Plattenkalke); nämlich andere Fische, die offenbar ein anderer angebissen hat.

„Wir haben andere Fische aus derselben Lokalität, denen Stücke ihrer Flossen fehlen" erklärt David Bellwood von der James Cook University in Australien. „Dies ist eine erstaunliche Parallele zu modernen Piranhas, die sich überwiegend nicht vom Fleisch, sondern von den Flossen anderer Fische ernähren. Das ist eine bemerkenswert schlaue Sache, denn Flossen wachsen nach; sie sind eine praktische, erneuerbare Nahrungsquelle. Beiß einen Fisch in den Bauch und er ist tot; knabbere an seinen Flossen und du hast auch in Zukunft noch was zu fressen."

Der neubeschriebene Fisch ist Teil der weltbekannten Sammlung des Jura-Museums in Eichstätt. Er stammt aus denselben Kalksteinablagerungen, aus denen man auch die ältesten, befiederten Urvögel kennt: Archaeopteryx.

Die sorgfältige Untersuchung der gut erhaltenen Kiefer des Fossils zeigen lange, spitze Zähne entlang der Außenseite des Vomer (ein Knochen, der das Gaumendach bildet) und an der Spitze von Unter- und Oberkiefer. Die Präartikularknochen, die entlang der Seiten des Unterkiefers liegen, tragen dreieckige Zähne mit gezähnelten Schneidekanten.

Zahnmuster und Zahnform, Kiefermorphologie und Kiefermechanik deuten auf ein Maul hin, das, wie das internationale Forscherteam berichtet, ausgerüstet war, um Fleisch oder Flossen zu schneiden. Indizien deuten auf die Möglichkeit hin, dass sich diese frühen, Piranha-ähnlichen Fische der aggressiven Mimikry bedienten; eine verblüffende Parallele zum Fressverhalten der modernen Piranhas.

„Wir waren völlig verblüfft, dass dieser Fisch Piranha-ähnliche Zähne hatte," sagt Martina Kölbl-Ebert vom Jura-Museum Eichstätt (JME-SNSB). „Er stammt aus einer Fischgruppe (den Pycnodontiformes), die für ihre pflasterartigen Knackzähne bekannt sind. Es ist, als würde man auf ein Schaf mit den Reißzähnen eines Wolfes treffen. Was aber noch bemerkenswerter ist: der Fisch stammt aus der Jurazeit. Knochenfische, wie wir sie kennen, bissen damals keine Fleischstücke aus anderen Fischen heraus. Haie konnten das, aber Knochenfische haben Jahrmillionen lang entweder Wirbellose gefressen oder ihre Beute am Stück verschluckt. Fleischstücke oder Flossen herausbeißen, das ist etwas, das viel später kam."

Zumindest schien das bisher so.

„Der neue Fund stellt die älteste Überlieferung eines Knochenfisches dar, der in Lage war, Stücke aus anderen Fischen herauszubeißen, und was noch mehr ist: er tat dies im Meer," erläutert David Bellwood und merkt an, dass die heutigen Piranhas alle im Süßwasser leben. „Als die Dinosaurier auf Erden wandelten und kleine Dinosaurier die ersten Flugversuche unternahmen, schwammen um ihre Füße Fische, die sich gegenseitig Fleisch oder Flossen herausrissen."

Die Forscher nennen ihren neuen Fund ein „erstaunliches Beispiel für evolutionäre Anpassungsfähigkeit und Opportunismus". Solange eine der berühmtesten und bestuntersuchten Fossillagerstätte der Welt weiterhin solche Überraschungen bereit hält, wollen sie die Suche nach weiteren, womöglich noch faszinierenderen Funden fortsetzen.

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