Wie gestaltet man das Zusammenleben im ländlichen Raum gemeinsam, um nachhaltig bestehen zu können? Forscher der Universität Göttingen haben anhand des Dorfes Heckenbeck in Südniedersachsen untersucht, welche Faktoren Dörfer und ländliche Gemeinden aufweisen müssen, um diesbezüglich zu einem Vorbild zu werden. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.
Im Dorf Heckenbeck leben weniger als 500 Menschen. Es liegt in einer wirtschaftlich schwachen Region und ist vom demografischen Wandel stark betroffen. Dennoch ist es geprägt durch eine nachhaltige Infrastruktur. Wie haben die Bewohnerinnen und Bewohner das geschafft? Häufig sind solche transformativen Potenziale von Dörfern auf die persönlichen Netzwerke von Pionieren und räumlich auf einzelne, isolierte Orte beschränkt, die kaum Bezüge zu den Bewohnern in ihrer Umgebung aufweisen", sagt Dr. Markus Keck vom Geographischen Institut der Universität Göttingen. Er und seine Kollegen haben untersucht, wie es in Heckenbeck gelang, diesen Inselstatus zu überwinden.
In Heckenbeck wurden viele Projekte, Organisationen und ländlichen Infrastrukturen aufgebaut, die nicht nur die lokale Lebensqualität verbessern, sondern auch die Rahmenbedingungen für nachhaltigere Formen von Konsum, Mobilität und Bildung schufen. Viele dieser Projekte sind zu einem festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft geworden", so Keck. Dazu gehören unter anderem die Freie Schule Heckenbeck, der Kindergarten, das Kulturzentrum Weltbühne sowie eine medizinische Grundversorgung und Hebammenpraxis. Organisiert werden die Projekte meist gemeinsam. Der Verein Heckenrose unterstützt nachhaltige Formen der Mobilität im Dorf, wie zum Beispiel Carsharing und ein Leihsystem für Fahrräder", berichtet Keck.
Unsere Fallstudie zeigt eindrücklich, wie sich nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen auch im ländlichen Raum erfolgreich verbreiten können", sagt Janes Grewer, Ko-Autor der Studie. Die Verbreitungschancen alternativer Lebensstile erhöhen sich, je offener sichtbar diese gelebt werden und je deutlicher dadurch ein Mehrwert an Lebensqualität entsteht. Die Grundvoraussetzung sind regelmäßige Begegnungen zwischen Pionieren und alteingesessenen Bürgern auf Augenhöhe. Dies gelingt beispielsweise durch den Aufbau von Begegnungsstätten oder durch das Umsetzen gemeinsamer Projekte."
Doch die Initiative engagierter Pioniere und das Vorleben nachhaltiger Lebensweisen reicht allein nicht aus, denn die Akteure sind auf günstige Rahmenbedingungen angewiesen: Viele der neuen Dorfstrukturen wurden zwar durch Pioniere angestoßen, konnten aber nur durch einen Austausch mit etablierten Entscheidungsträgern verwirklicht werden", so Grewer. Neue Infrastrukturen und dauerhafte Angebote sind der Schlüssel zum Erfolg, da sie nachhaltige Verhaltensweisen vor Ort für alle Bürger deutlich erleichtern. Zukunftsfähige Lebensstile werden dann nicht mehr nur aus moralischen Gründen, sondern aufgrund ihrer einfachen Umsetzbarkeit aufgegriffen."
Originalveröffentlichung: Grewer, J., Keck, M. How one rural community in transition to sustainability overcame its island-status: the case of Heckenbeck, Germany. Sustainability (2019). https://doi.org/10.3390/su11030587
Kontakt: Dr. Markus Keck Georg-August-Universität Göttingen Geographisches Institut Goldschmidtstr. 5, 37077 Göttingen Telefon: (0551) 39 8086 Email: markus.keck@geo.uni-goettingen.de http://www.uni-goettingen.de/de/430683.html
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Sustainability