News Release

Zweite Chance für Klimapolitik durch mehr Demokratie

Kommentar von IASS-Experten zum Thema Klimawandel in „Science“

Peer-Reviewed Publication

Research Institute for Sustainability (RIFS) – Helmholtz Centre Potsdam

Mark Lawrence: More Democracy -- A Second Chance for Climate Politics

video: Hope was high when the Paris Climate Agreement was adopted 2015. Countries pledged to keep global warming below two degrees Celsius. Five years later it is sobering: global emissions of carbon dioxide and other climate-relevant gases continue to rise. In Science, Mark Lawrence and Stefan Schäfer of the Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) argue that the centralized approach to addressing global warming has failed and only greater democratic engagement can reanimate global climate politics. view more 

Credit: IASS/ S. Letz

Die Hoffnung war groß als 2015 das Pariser Klimaabkommen verabschiedet wurde. Die Staaten verpflichten sich darin, die Erderwaermung unter zwei Grad Celsius zu halten. Die Bilanz seither ist jedoch ernuechternd: Fünf Jahre spaeter steigen noch immer die Emissionen von CO2 und anderen klimarelevanten Stoffen. Mark Lawrence und Stefan Schaefer vom Institut fuer transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) argumentieren im Magazin „Science“, dass das zentralisierte System gescheitert ist. Mehr demokratische Beteiligung koenne die globale Klimapolitik jedoch reanimieren.

„Die Temperaturen steigen weiter an, die CO2-Konzentrationen erreichen jedes Jahr neue Hoechstwerte und es wird zunehmend unrealistischer, selbst das 2-Grad-Ziel ueberhaupt noch einzuhalten“, urteilt Lawrence. Urspruenglich war das 1,5-Grad-Ziel anvisiert worden, für welches noch zirka 400 bis 600 Gigatonnen (Gt) CO2 emittiert werden duerfen. Da die Welt aber jedes Jahr über 40 Gt an CO2 ausstoeßt, Tendenz steigend, duerfte das CO2-Budget der Weltgemeinschaft für dieses Ziel in etwa einem Jahrzehnt aufgebraucht sein. Geht es in diesem Tempo mit den Emissionen weiter, so vergehen bis zum 2-Grad-Ziel nochmals etwa 15 Jahre - ab etwa 2045 koennte die Weltgemeinschaft das 2-Grad-Limit ueberschritten haben.

Das lange Festhalten an unrealistischen Szenarien zur Erreichung globaler Ziele, in denen etwa Technologien zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (Carbon Dioxide Removal, CDR), auch Negative Emissionen genannt, eine unverhältnismaeßig große Rolle spielen, habe die Weltgemeinschaft nicht voran gebracht, konstatieren die beiden Experten. „Erst zur Mitte dieses Jahrhunderts wären wir mit den CDR-Technologien soweit, dass sie eine Moeglichkeit der CO2-Entfernung in klimarelevanten Mengen darstellen koennte“, erklaert Prof. Lawrence „aber bis 2050 muessten wir bereits die klimaschaedlichen Emissionen auf Null reduziert haben, um unter zwei Grad zu bleiben.“ Die beiden Autoren sehen eine „problematische Abhaengigkeit von Zukunftstechnologien“. Problematisch, weil sie nur auf kleinen Skalen erprobt seien und es keinerlei Erfahrungswerte über einen großraeumigen Einsatz gebe.

Einstellen auf Temperaturen jenseits der zwei Grad

Lawrence und Schaefer schlussfolgern, dass globale Klimaziele zwar gut seien, um Staaten eine Richtung vorzugeben und ein Feedbacksystem zu haben, inwieweit Maßnahmen zielfuehrend seien. Jedoch schaffe dieses abstrakte und zentralisierte System keine Basis für effiziente Maßnahmen gegen die weitere Klimaerwaermung. Nun muss sich die Menschheit wahrscheinlich auf Temperaturen jenseits des 2-Grad-Zieles einstellen, so ihr Fazit.

Erfolgsversprechend sei das System der national festgelegten Beitraege (im Englischen Nationally Determined Contributions - NDCs), welches durch das Pariser Abkommen geschaffen wurde. Dieses eroeffne neue Moeglichkeiten der demokratischen Beteiligung. „Der demokratische Charakter des Pariser Klimaabkommens erlaubt es, die Vielfaeltigkeit lokaler Kontexte zu beruecksichtigen“, sagt Schäfer – „so kann die globale Klimapolitik reanimiert werden und auf demokratische Weise lokal verortete Transformationsprozesse zu mehr Klimaschutz foerdern. Zugleich unterstuetzt uns eine demokratischere Politik auch dabei, besser in einer Welt zurechtzukommen, in der die Erwaermung eines Tages tatsaechlich um mehr als zwei Grad steigt.“

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Publikation:

Mark Lawrence und Stefan Schäfer: Promises and perils of the Paris Agreement, Science 31. May 2019, Vol 364, S. 6f.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Mark Lawrence
Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung
Tel. +49 (0)331 288 22-350
E-Mail: mark.lawrence@iass-potsdam.de

Dr. Stefan Schaefer
Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung
Tel. +49 (0)331 288 22-369
E-Mail: stefan.schaefer@iass-potsdam.de

Bei Rueckfragen wenden Sie sich bitte an:

Sabine Letz
Presse & Kommunikation
Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS)
Tel. +49 (0)331 288 22-479
E-Mail sabine.letz@iass-potsdam.de


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