News Release

Veränderungen des Tropenwaldes trugen zum Aussterben großer Säugetiere und früher Menschen bei

Neue biochemische Untersuchen offenbaren tiefgreifende Veränderungen von Flora und Fauna in Südostasien während des Pleistozäns

Peer-Reviewed Publication

Max Planck Institute of Geoanthropology

Artist's Reconstruction

image: Artist's reconstruction of a savannah in Middle Pleistocene Southeast Asia. In the foreground Homo erectus, stegodon, hyenas, and Asian rhinos are depicted. Water buffalo can be seen at the edge of a riparian forest in the background view more 

Credit: Peter Schouten

In einer am 7. Oktober in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie zeigen Wissenschaftler der Abteilung für Archäologie des Jenaer Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte und des Australischen Forschungszentrums für menschliche Evolution der Universität Griffith, dass der Verlust dieser Grasländer im Pleistozän maßgeblich zum Aussterben vieler großer Säugetierarten und wahrscheinlich auch früher Menschenarten in der Region beigetragen hat. Das Pleistozän ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte, der vor etwa 2,6 Millionen Jahren begann und vor etwa 12 000 Jahren mit dem Beginn des Holozäns, der Jetztzeit, endete.

"Südostasien wird in der globalen Diskussion über das Aussterben der Megafauna oft übersehen", sagt Studienleiter Julien Louys, Assoziierter Professor an der Universität Griffith, "aber einst gab es dort eine Vielzahl von Säugetieren, unter ihnen zahlreiche Giganten, die heute alle ausgestorben sind.“

Durch die Analyse Stabiler Isotope in heutigen und fossilen Säugetierzähnen konnten die Forscher rekonstruieren, ob die Tiere vorwiegend tropische Gräser oder Blätter gefressen hatten und welche klimatischen Bedingungen zu ihren Lebzeiten herrschten. "Diese Art von Analysen liefert uns einzigartige und unvergleichliche Momentaufnahmen von der Ernährung dieser Arten und den Umwelten, in denen sie sich bewegten", sagt Dr. Patrick Roberts vom MPI-SHH, der andere korrespondierende Autor dieser Studie.

Die Forscher erstellten solche Isotopendaten für Fossilienfunde, deren Alter das gesamte Pleistozän umfasst, und fügten mehr als 250 Messungen hinzu, die von heutigen südostasiatischen Säugetieren stammen, von denen viele noch nie mit dieser Methode untersucht wurden.

Die Analysen zeigten, dass im frühen Pleistozän Regenwälder das Gebiet vom heutigen Myanmar bis nach Indonesien dominierten, während sich allmählich Graslandschaften auszubreiten begannen. Vor etwa einer Million Jahren erreichten die Grasländer ihre maximale Ausdehnung und boten Lebensraum für eine Vielzahl weidender großer Säugetiere, wie den elefantenähnlichen Stegodon, welches seinerseits das Überleben uns eng verwandter Homininen (Urmenschen) förderte. Während diese drastische Veränderung der Ökosysteme für einige Arten ein Segen war, führte sie wahrscheinlich andererseits zum Aussterben anderer Arten, wie der des größten Affen, der jemals diese Erde durchstreifte: Gigantopithecus.

Heute wissen wir, dieser Wandel war nicht von Dauer. Vor etwa 100 000 Jahren begann der Regenwald, der heute mit seinem Dach aus Baumkronen und seiner regenwaldtypischen Tier- und Pflanzenwelt die Ökologie der Region prägt, zurückzukehren.

Die Studie zeigt, dass das Aussterben vieler südostasiatischer Großtierarten mit dem Rückgang dieser Graslandschaften korreliert. Auch frühen menschlichen Arten, wie dem Homo erectus, die einst in der Region zu finden waren, gelang es nicht, sich an die Wiederausdehnung der tropischen Wälder anzupassen.

"Allein unsere Spezies, der Homo sapiens, scheint fähig gewesen zu sein, den Regenwald erfolgreich zu nutzen und in ihm zu bestehen, während alle anderen Hominin-Arten offenbar nicht in der Lage waren, sich an diese dynamischen, extremen Umgebungen anzupassen", sagt Roberts.

Heute sind viele der verbliebenen Megafauna-Arten ausgerechnet durch die Aktivitäten dieser einzigen überlebenden Hominin-Art vom Aussterben bedroht. "Anstatt von der Ausdehnung der Regenwälder in den letzten paar tausend Jahren zu profitieren, sind die südostasiatischen Säugetiere einer beispiellosen Bedrohung durch den Menschen ausgesetzt", sagt Louys. "Indem wir durch Stadterweiterung, Abholzung und Überjagung weite Teile des Regenwaldes in Besitz nehmen, laufen wir Gefahr, einige der letzten großen Säugetierarten der Erde zu verlieren“.

###


Disclaimer: AAAS and EurekAlert! are not responsible for the accuracy of news releases posted to EurekAlert! by contributing institutions or for the use of any information through the EurekAlert system.