Malaria, übertragen durch Anopheles-Mücken, ist eine der tödlichsten Krankheiten weltweit. In Kenia stellt sie weiterhin eine grosse gesundheitliche Herausforderung dar, insbesondere für Kinder unter fünf Jahren. Die Zahl der jährlich gemeldeten Fälle liegt derzeit bei über fünf Millionen, und es wird erwartet, dass sich die Situation durch den Klimawandel noch verschärfen wird, da sich die Krankheit dadurch in neue Gebiete ausbreiten kann. Eine neue Studie im International Journal of Health Geographics, die von Forschenden des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Zusammenarbeit mit dem Kenya Medical Research Institute (KEMRI) durchgeführt wurde, bietet wichtige Erkenntnisse darüber, wie klimatische Faktoren wie Niederschlag und Temperatur in Verbindung mit sozioökonomischen Veränderungen wie Urbanisierung sowie mit Massnahmen zur Malariabekämpfung die Ausbreitung von Malaria in Kenia beeinflussen.
«Durch den Einsatz geostatistischer Modelle, die auf nationalen Malariastudien der Jahre 2015 bis 2020 basieren, konnten wir feststellen, dass trotz eines allgemeinen Rückgangs der Malaria in einigen Regionen, insbesondere im Norden Kenias, ein deutlicher Anstieg des Malariarisikos zu verzeichnen war», so Bryan Nyawanda, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Swiss TPH. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zeitnah angepasst werden müssen, um die Malaria unter den sich ändernden Umweltbedingungen erfolgreich zu bekämpfen.»
Malariatrends und klimatische Faktoren
Die Studie ergab, dass Kenia zwischen 2015 und 2020 insgesamt einen vielversprechenden Rückgang der Malariaprävalenz von 8 % auf 6 % verzeichnete, insbesondere bei Kindern. Bei Kindern unter fünf Jahren gingen die Zahlen um 31 % zurück, bei Kinder zwischen 5 und 14 Jahren um 26 %. Diese Ergebnisse spiegeln die positiven Auswirkungen von Massnahmen zur Malariabekämpfung wider, darunter insbesondere die Verwendung von mit Insektiziden behandelten Moskitonetzen (ITN), das Versprühen von Insektiziden in Innenräumen (IRS) und die Behandlung mit Malariamedikamenten.
In bestimmten Gebieten wie dem Norden Kenias stiegen die Malariafälle jedoch an. An Orten wie Turkana County im Norden Kenias stieg das Malariarisiko um den Faktor drei bis vier. Die Studie deutet darauf hin, dass stärkere Regenfälle und milde Temperaturen ideale Bedingungen für die Verbreitung der Stechmücken schaffen und dass zudem Veränderungen in der Landnutzung wie Bergbau und Abholzung zu diesem Anstieg beigetragen haben. «Der allgemeine Rückgang der Malaria ist ermutigend, aber der Anstieg in bestimmten Regionen zeigt, wie unvorhersehbar die Auswirkungen des Klimawandels sein können», so Penelope Vounatsou, Leiterin der Einheit «Biostatistics» am Swiss TPH. «Dies unterstreicht die Notwendigkeit, bei der Entwicklung von Strategien zur Bewältigung dieser neuen Herausforderungen einen stärkeren Fokus auf regionale und lokale Bedingungen zu legen.»
Urbanisierung und Klimaschwankungen
Die Studie untersuchte auch die Auswirkungen der Urbanisierung auf Malaria. In Gebieten mit stärkerer Bebauung und stärkerer nächtlichen Beleuchtung waren die Malariaraten geringer. Dieser Rückgang ist wahrscheinlich einerseits auf eine verbesserte Infrastruktur zurückzuführen, durch die die Menschen weniger mit Stechmücken in Kontakt kommen, und andererseits auf einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Präventionsmassnahmen.
Interessanterweise hat sich der Zusammenhang zwischen stärkeren Regenfällen und Malaria, der im Jahr 2015 noch klar erkennbar war, bis 2020 abgeschwächt. Dies deutet darauf hin, dass andere Faktoren wie Urbanisierung und Massnahmen zur Malariabekämpfung eine immer grössere Rolle spielen.
Anpassung der Strategien für die öffentliche Gesundheit
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit gezielter, regionsspezifischer Malariastrategien, die saisonale und klimatische Unterschiede berücksichtigen. Obwohl die Verbreitung von Malaria in Kenia insgesamt zurückgegangen ist, zeigen die steigenden Risiken in einigen risikoarmen und halbtrockenen Regionen, dass eine kontinuierliche Überwachung und lokale Interventionen unerlässlich sind. Um gefährdete Regionen zu schützen, müssen bewährte Massnahmen wie Moskitonetze und saisonale Chemoprävention durch neue Verfahren wie den Einsatz von Spatial-Repellent-Produkten und modernen Insektiziden ergänzt werden. «Das sich verändernde Klima verlangt nach innovativen Lösungen», ergänzt Nyawanda. «Wenn wir verstehen, wie ökologische und sozioökonomische Faktoren zusammenwirken, können wir Ressourcen besser bündeln und Strategien anpassen, um die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen.»
Da sich das Klima weltweit verändert, können Länder, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind, geostatistische Modelle wie jene aus dieser Studie nutzen, um Malariatrends besser zu verstehen und gezielte Strategien zu entwickeln. Diese Forschungsarbeit bietet wertvolle Erkenntnisse für den Umgang mit Malaria und dem Klimawandel weltweit.
Über die Studie
Diese Studie wurde im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsgruppe «Klimawandel und Gesundheit in Subsahara-Afrika» durchgeführt. Diese Initiative ist ein Konsortium aus 12 akademischen Einrichtungen und Partnern aus Deutschland, der Schweiz und Afrika, koordiniert von Ina Danquah vom Heidelberger Institut für Global Health. Die Studie ist Teil des Projekts «Spatio-temporal Modelling to Assess the Impact of Climate Change on the Burden of Malaria and to Support Early Warning Systems», das von Penelope Vounatsou geleitet und vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert wird. https://doi.org/10.1186/s12942-024-00381-8
Das Engagement des Swiss TPH für die globale Bekämpfung von Malaria
Das Swiss TPH ist führend in der weltweiten Malariabekämpfung, mehr als 200 Forschende widmen sich der Entwicklung neuer Diagnostiken, Therapien und Strategien zur Vektorkontrolle. Durch die Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern in gross angelegten Durchführungsstudien in endemischen Ländern liefert das Swiss TPH wichtige Erkenntnisse, um Entscheidungstragende weltweit zu unterstützen. Als WHO-Kooperationszentrum für Modellierung, Überwachung und Training im Bereich Malariakontrolle und -beseitigung und Mitglied der Swiss Malaria Group spielt das Swiss TPH eine wichtige Rolle bei der Förderung innovativer Strategien zur Eliminierung von Malaria.
Ansprechpersonen:
- Bryan Nyawanda, wissenschaftlicher Mitarbeiter, bryan.nyawanda@swisstph.ch, +254 72 576 51 38
- Danielle Powell, Kommunikation, Swiss TPH, danielle.powell@swisstph.ch, +41 61 284 86 83
Swiss TPH – Kompetenz für Gesundheit weltweit: Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist ein weltweit renommiertes Institut auf dem Gebiet der globalen Gesundheit mit besonderem Fokus auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. In Zusammenarbeit mit der Universität Basel verbindet das Swiss TPH Forschung, Ausbildung und Dienstleistungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. 950 Mitarbeitende und Studierende aus 95 Nationen arbeiten am Swiss TPH in den Bereichen Klimawandel, Umwelt und Gesundheit, Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge sowie Gesundheitssysteme und -politik. Von der Innovation über die Validierung bis hin zur Anwendung arbeiten wir daran, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen in über 130 Ländern zu verbessern. www.swisstph.ch
Journal
International Journal of Health Geographics
Article Title
The influence of malaria control interventions and climate variability on changes in the geographical distribution of parasite prevalence in Kenya between 2015 and 2020
Article Publication Date
28-Oct-2024