FRANKFURT. Jährlich ein bis zwei Konferenzen, eine Vernetzung mit den einschlägigen Forschungseinrichtungen in der Rhein-Main-Region, Aus- und Weiterbildung im Hinblick auf die Entwicklung und Anwendung von Nachhaltigkeitsberichtsstandards – koordiniert durch das House of Finance (HoF) an der Goethe-Universität: Das sind die Hauptziele, auf die sich die Goethe-Universität und das International Sustainability Standards Board (ISSB) heute in einem Memorandum of Understanding geeinigt haben. Unterzeichnet wurde das Papier auf Seiten der Goethe-Universität von deren Präsidenten Prof. Enrico Schleiff, für die IFRS Foundation als Träger des ISSB unterschrieb deren Bevollmächtigter Dr. Erhard Schipporeit.
Insbesondere das House of Finance, der Profilbereich Sustainability & Biodiversity sowie die Fachbereiche Wirtschaftswissenschaften und Biowissenschaften sollen eng in die Entwicklung allgemeingültiger Standards am ISSB einbezogen werden. Als assoziierte Partner werden das Leibniz Institut für Finanzmarktforschung SAFE, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, das Institut für sozio-ökologische Forschung (ISOE), das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) sowie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung genannt. Ziel der beteiligten Institutionen ist es, ein akademisches Netzwerk rund um das ISSB zu bilden, in dem die Fäden für Europa, den Mittleren Osten und Afrika zusammenlaufen. Das House of Finance wird dabei die Rolle des Koordinators übernehmen.
Die mindestens einmal jährlich am Campus Westend der Goethe-Universität stattfindende Konferenz soll sich auch an Personen außerhalb der Hochschule richten, an Politiker, Regulierer, Praxisvertreter und Medienleute. Dabei sollen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse tragfähige Nachhaltigkeitsstandards diskutiert werden. Die nächste Konferenz findet am 10. Juni statt. Darüber hinaus soll es Workshops in Kooperation mit der Wissenschaft geben, dabei will man auch Partner z.B. aus afrikanischen Ländern einbeziehen.
„Die Frankfurter Goethe-Universität bietet als Volluniversität und mit Ihrem Anspruch, Wissen für Entwicklung, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert zu erarbeiten, die ideale Voraussetzung, um das Thema Nachhaltigkeit aus multi- und interdisziplinärer Perspektive zu betrachten. Das MoU mit dem ISSB belegt die große Attraktivität dieses interdisziplinären Ansatzes, gerade auch für die Forschung. Es ist damit ein Beitrag zum derzeitigen Prozess der Entwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie auf Basis unseres Nachhaltigkeitsverständnisses und somit Teil unseres Beitrags für Frankfurt und Hessen, Wissen und Lösungen für eine lebenswerte Gesellschaft zu entwickeln“, sagt Universitätspräsident Prof. Enrico Schleiff.
„Die in dem MoU geregelte Zusammenarbeit mit dem ISSB in Frankfurt unterstreicht die herausragende Bedeutung, die das House of Finance der Goethe-Universität in den akademischen Forschungs-Netzwerken zu Themen des Finance und der Geldpolitik besitzt und die nun im Bereich ‚Sustainable Finance‘ mit zahlreichen Partnern aus der Wissenschaft weiter ausgebaut werden kann. Wir freuen uns, damit auch einen weiteren Beitrag zur Stärkung des Finanzplatzes Frankfurt/Rhein Main zu leisten“, betonte Prof. Rainer Klump, Geschäftsführender Direktor des House of Finance.
„Die Unterzeichnung dieses Memorandums of Understanding markiert einen weiteren wichtigen Meilenstein und erfüllt eine zentrale Anforderung des deutschen Konsortiums, unseres Finanzierungspartners. Die heutige Veranstaltung zeigt, wie wichtig die Präsenz des ISSB am Standort Frankfurt gerade auch im Bereich der Wissenschaft ist. Die IFRS Foundation (ISSB) Frankfurt dankt dem House of Finance ausdrücklich für die Erarbeitung dieses Memorandum of Understanding. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit bei der Schaffung eines wissenschaftlichen Zentrums und der akademischen Plattform“, betonte Erhard Schipporeit, Mitglied des Kuratoriums der IFRS Foundation.
„Der International Sustainability Standards Board (ISSB) wird über sein Frankfurter Büro in einen kontinuierlichen Austausch mit der Goethe-Universität und dessen Kooperationspartnern treten, um die aktuelle Forschung zu Nachhaltigkeitsstandards und zukünftige Forschungs- und Implementierungsfragen zu diskutieren. Der ISSB unterstützt das House of Finance beim Aufbau seines wissenschaftlichen Netzwerks, nicht nur in der Region Frankfurt/Rhein-Main, sondern auch in der gesamten EMEA-Region. Auf seiner April-Sitzung beschloss der ISSB, neue Forschungsprojekte zu Risiken und Chancen im Zusammenhang mit Natur- und Human Capital zu starten. Der ISSB begrüßt ausdrücklich den Beitrag von Interessenvertretern, einschließlich der Goethe-Universität, zu diesen Forschungsprojekten“, betonte Richard Barker, Mitglied des International Sustainability Standards Board.
Das Land Hessen hat bereits bei der Bewerbung um den Sitz des ISSB in Frankfurt die finanzwissenschaftliche Expertise in Frankfurt betont. Deshalb begrüßt die Landesregierung das Zustandekommen der Absichtserklärung zwischen dem ISSB und der Goethe-Uni: „Die heutige Vereinbarung ist die schriftliche Grundlage für die gezielte Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen dem ISSB und dem Wissenschaftsstandort Frankfurt. Diese Vernetzung macht nicht bei der Goethe-Universität halt. Der Landesregierung ist es wichtig, dass mit der Vereinbarung ein Netzwerk zwischen Wissenschaftlern und Einrichtungen in der gesamten Region aufgebaut wird und Experten für die ISSB Standards direkt am Standort Frankfurt ausgebildet werden“, erklärt der hessische Minister der Finanzen, Prof. R. Alexander Lorz.
„Die Goethe-Universität mit dem House of Finance forscht zu kapitalmarktrelevanten Fragestellungen und ist eine Bereicherung für den Finanzplatz Frankfurt. Die neue Zusammenarbeit mit dem ISSB und assoziierten Einrichtungen schafft großartige Chancen für den intensiven Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft und betrachtet die finanzielle Nachhaltigkeitsberichterstattung aus Forschungsperspektive – eine wichtige Komponente beim Zukunftsthema nachhaltige Finanzwirtschaft“, so der hessische Wissenschaftsminister Timon Gremmels.
Im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Glasgow hatte das Kuratorium der International Financial Reporting Standards (IFRS) Foundation die Gründung des ISSB angekündigt, der seine Arbeit in Frankfurt am Main 2022 aufnahm.