News Release

Urzeitliche Schneckengehäuse mit überraschend deutlicher Farbe

Forschende erbringen weltweit ersten Nachweis für intakte Polyen-Pigmente in Fossilien

Peer-Reviewed Publication

University of Göttingen

Farbige fossile Schneckengehäuse (links) und Schneckengehäuse aus heutiger Zeit (großes Exemplar rechts) (Maßstabsleiste: 1 cm)

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Credit: Klaus Wolkenstein

Schneckengehäuse sind oftmals farbenfroh und auffällig gemustert. Dafür sorgen Pigmente, die in speziellen Zellen der Schnecke erzeugt und in unterschiedlicher Konzentration im Gehäuse eingelagert werden. Fossile Gehäuse sind dagegen meistens bleich und unscheinbar, denn die Pigmente sind sehr empfindlich und zerfallen schnell. Rückstände alter Farbmuster sind daher sehr selten. Umso erstaunlicher ist eine neue Entdeckung von Forschenden der Universität Göttingen und des Naturhistorischen Museums Wien (NHMW): Sie fanden in fossilen Schneckengehäusen zwölf Millionen Jahre alte Pigmente. Es handelt sich um die weltweit ersten nahezu unverändert erhaltenen Pigmente aus der chemischen Gruppe der Polyene, die in Fossilien nachgewiesen wurden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Palaeontology veröffentlicht.

 

Paläontologinnen und Paläontologen des NHMW fanden im österreichischen Burgenland Gehäuse von Nadelschnecken, die dort vor zwölf Millionen Jahren am Ufer eines tropischen Meeres lebten. Prof. Dr. Mathias Harzhauser, der an dem Fund beteiligt war, erklärt: „Es war unklar, ob die Muster die ursprüngliche rötliche Färbung zeigen oder durch spätere Prozesse in Sediment entstanden sind.“ Forschende des Geowissenschaftlichen Zentrums der Universität Göttingen lösten das Rätsel. Sie untersuchten die Pigmente mittels Raman-Spektroskopie. Dabei werden Proben mit Laserlicht bestrahlt. Anhand des zurückgestreuten Lichts lassen sich chemische Verbindungen eindeutig bestimmen. So wiesen sie in den fossilen Gehäusen Pigmente nach, die chemisch zur Gruppe der Polyene zählen. Das sind organische Verbindungen, zu denen auch die bekannteren Carotinoide zählen, die unter anderem Vogelfedern und Eigelb rot und gelb färben.

 

Studienleiter Dr. Klaus Wolkenstein, der an der Universität Göttingen seit vielen Jahren die Chemie fossiler Farbstoffe erforscht, erklärt: „Normalerweise bleiben über so lange Zeiträume bestenfalls Abbauprodukte derartiger Pigmente zurück, die dann aber nicht mehr farbig sind. Die fast unveränderte Erhaltung der Farbstoffe in zwölf Millionen Jahre alten Fossilien ist eine große Überraschung.“

 

Originalveröffentlichung: Wolkenstein, K., Schmidt, B. C., Harzhauser, M. (2024). Detection of intact polyene pigments in Miocene gastropod shells. Palaeontology. DOI: 10.1111/pala.12691

 

Kontakt:

Dr. Klaus Wolkenstein

Georg-August-Universität Göttingen

Geowissenschaftliches Zentrum

Abteilung Geobiologie

Goldschmidtstraße 3, 37077 Göttingen

Telefon: 0551 39-7962

E-Mail: klaus.wolkenstein@uni-goettingen.de

Internet: www.uni-goettingen.de/en/653377.html 

 

Prof. Dr. Mathias Harzhauser

Naturhistorisches Museum Wien

Telefon: +43 1 52177-250

E-Mail: mathias.harzhauser@nhm-wien.ac.at


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